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Der Wald

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Der Wald Empty Re: Der Wald

Beitrag  Tobit Do Mai 30, 2013 10:24 am

So sehen wir uns also wieder...
Mit einem leichten Lächeln im Gesicht stand Tobit vor den Stadttoren von Ålesund. Bestimmt zwei Jahre war es her, dass er zum letzten mal hier gewesen war. Wieso wusste er selbst nicht genau, er mochte die Stadt und es war ihm nie schwer gefallen ein paar Tage zu erübrigen, um sie zu besuchen.
Gerade hatte es aufgehört zu regnen und es roch angenehm nach Frische und nassem Gras. Für einen Moment legte er den Kopf in den Nacken und atmete den Duft der Natur ein, bevor er sich umwandte und auf den Weg in Richtung Wald machte; es war bereits dunkel, die Tore waren geschlossen und auch wenn er bestimmt einen Weg gefunden hätte, trotzdem in die Stadt zu kommen, war es ihm den Aufwand schlicht und ergreifend nicht wert.
Mit freudiger Überraschung hatte er festgestellt, dass die Menschen, die außerhalb der Stadtmauern lebten sich trotz der Zeit die seit seinem letzten Besuch verstrichen war, alle noch an ihn erinnern konnten. Bestimmt fünf oder sechs von ihnen hatten ihm ein Quartier für die Nacht angeboten, er hatte jedoch jedes mal dankend abgelehnt; er wollte niemanden mit seinen Schlafgewohnheiten belästigen, außerdem war er gerne im Wald und es störte ihn nicht die Nacht dort zu verbringen.
Leise vor sich hin pfeifend suchte er sich seinen Weg durch das Unterholz des Waldes, bis er fand, was er suchte; eine uralte Eiche, mit Ästen, stark genug ihn dreimal zu tragen. Kurz sah er sich noch um, um zu überprüfen, ob er auch wirklich alleine war, dann machte er sich an den Aufstieg. Ein ganzes Stück über dem Boden fand er eine Stelle, die ihm gefiel; genug Platz für ihn und dennoch von unten so gut wie unsichtbar. Er zog seine Decke aus dem Rucksack, hängte dann ebendiesen an einen Ast, machte es sich gemütlich und schloss die Augen...
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Beitrag  Chian Sa Aug 24, 2013 11:03 am

Chians Atem bildete kleine Wolken aus Dampf, als sie zitternd die Luft ausstieß. Wie sehr sie diese Kälte doch hasste. Zuhause, da war es immer warm, selbst während den Regenzeiten. Überall waren die buntesten Tiere, die schönsten Blumen, die geheimnisvollsten Orte... zuhause.
Wütend schüttelte Chian ihren Kopf. Schluss damit. Ihr Zuhause war zerstört, ihre Familie tot, sie auf der Flucht. Mit zitternden Fingern griff sie die Leine ihres Pferdes fester und trieb es voran. Je eher sie in diese Stadt kam, um so besser.
Ålesund... Alleine der Name bereitete Chian Kopfschmerzen. Sie hatte als Kind viel von diesem Ort gehört. Ihre Großmutter war hier geboren, bevor sie in die warme Gegend von Afrika verschwand. Ihre Mutter hatte diesen Ort einmal besucht und ihr immer voll Begeisterung erzählt, wie schön hier alles sei. Nun, dachte Chian verbittert, Mutter muss wohl schon damals krank gewesen sein, um das hier schön zu finden.
Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, tauchten die Stadtmauern vor ihr auf. Chian blickte etwas verunsichert zu den Wachtürmen auf. Es war alles so anders als Zuhause... Denk nicht dran!
Mit einem erleichterten Seufzen trieb sie ihr Pferd auf das Stadttor zu. Noch nie hatte sie sich so sehr nach einem Kamin und etwas zu essen gesehnt.
„Halt! Was sucht ihr hier? Das betreten der Stadt kostet drei Silbermünzen!“
Langsam stieg Chian von ihrem Pferd und blickte den Stadtwächter entgegen, der mit strengem Blick auf sie zu marschierte. Nachdem er seine Anfrage wiederholt hatte, wühlte Chian genervt in ihren Taschen. Wo verdammt noch mal hatte sie den kleinen Beutel nur... ah, hier! Sie holte drei der verbliebenen vier Münzen aus der Geldbörse und drückte sie dem Wächter in die Hand. Er notierte ihren Namen, dann ließ er ein breites Grinsen sehen. „Tja, nur leider ist der Einlass in die Stadt bereits vorbei. Ihr werdet also morgen wieder kommen müssen. Doch keine Angst, so ein hübsches Gesicht werde ich mir merken.“
Das Grinsen verging, als Chian begann, ihn auf allen ihr bekannten Sprachen zu verfluchen und wütend zischte, er solle zumindest auf ihr Pferd achten.
Er blickte sie kalt an, nickte aber und so machte Chian sich auf den Weg in den Wald. Hier war sie zumindest vor dem Regen etwas geschützter.
Flink kletterte sie auf einen der hohen Bäume und sah sich um. Auch wenn es völlig anders war als die gewohnte Umgebung. Dies hier war ein Wald. Und der Wald war ihr Element. Leise zog sie den Bogen vom Rücken und legte einen Pfeil ein. Sie musste Sparsam mit ihnen sein, aber ihr Magen brummte vor Hunger, was ihre Vernunft schließlich übertönte. Sie verfiel in die Starre des Jägers, ihr Blick schwenkte über den Wald.
Knack. Nur ein leises Krachen eines Astes riss sie aus ihrer Position, der Pfeil war im Anschlag – und deutete direkt auf einen jungen Mann, der nicht weit von ihr ebenfalls in einem Baum saß. Nein, lag. Er lag mehr oder weniger in einer Astgabel und schien Chian noch nicht bemerkt zu haben. Misstrauisch betrachtete sie ihn, den Bogen weiterhin auf ihn gerichtet.
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Beitrag  Tobit Sa Aug 31, 2013 2:14 pm

Vielleicht war er ein paar Minuten lang weggedämmert, da wurde er schon wieder geweckt. Nicht weit von ihm kletterte jemand auf einen Baum; zumindest hörte es sich so an. Noch ließ er seine Augen geschlossen, lauschte und wartete, was als nächstes geschehen würde.
Für einen Moment kehrte beinahe Totenstille ein, dann, aus heiterem Himmel, stob ein Schwarm Vögel in die Luft, aus Heiterem Himmel - irgendjemand, oder irgendetwas musste sie aufgeschreckt haben - nicht weit von ihm, aber auch nicht direkt in seiner Nähe. Er fuhr zusammen.
Knack
Es war nur ein kleiner Ast gewesen, gegen den er gestoßen war, dennoch hallte das leise Geräusch weithin durch die Stille des Waldes. Tobit erstarrte, innerlich fluchend. Das war nicht seine Absicht gewesen. Etwa eine Minute lang verharrte er in seiner momentanen Position, hoffte, wer auch immer da in seiner Nähe war - falls da überhaupt jemand in seiner Nähe war - hätte ihn nicht gehört, auch wenn er eigentlich nicht davon ausging.
Irgendwann riss sein Geduldsfaden und er schlug die Augen auf. Falls da jemand war, war er ziemlich hartnäckig; er hatte sich - soweit Tobit das mitbekommen hatte - kein Stückchen bewegt. Langsam wandte er sich in die Richtung, aus der er zuvor die Geräusche gehört hatte. Seine Augen schweiften über die Umgebung, bis sie ein Mädchen erfassten, nicht weit von ihm, in einem Baum. Es bestand kein Zweifel, dass sie es gewesen war, die er gehört hatte und offensichtlich hatte sie ihn ebenfalls bemerkt; sie starrte ihn misstrauisch an, ihren gespannten Bogen auf ihn gerichtet.
Na sieh mal einer an...
Leise begann er zu lachen. Das war ihm noch nie passiert. Kopfschüttelnd drehte er sich um, weg von ihr. Er tat ganz gelassen, ließ sie nicht merken, wie aufmerksam er auf seine Umgebung und sie im Besonderen achtete. Aus dem Köcher an seinem Rucksack zog er einen Pfeil, richtete sich in seiner Astgabel auf und setzte sich im Schneidersitz hin, bevor er begann sich in aller Seelenruhe mit dem Pfeil die Fingernägel zu putzen. Über diese scheinbar willkürliche Tätigkeit hinweg begann er das Mädchen zu mustern.
Sie war durchaus hübsch, auf eine ungewohnte Art und Weise; zwar war ihr Haar nicht sehr viel heller als seines, ihre Haut aber genauso wenig. Ihre Augen waren von einem stechendem Grün und ihre Kleidung schien zu leicht für das kalte Klima Skandinaviens. Des Weiterem schien sie, soweit er das feststellen konnte, nicht herausragend kräftig, was das anging war er ihr vermutlich überlegen, allerdings war sie ein gutes Stück von ihm entfernt und zielte auf ihn, weswegen ihn das im Moment nicht wirklich interessierte. Was ihn aber sehr wohl interessierte, war der Ausdruck in ihrem Gesicht; sie war misstrauisch, aber nicht angriffslustig. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihn wirklich töten wollte, war also sehr gering; vermutlich hatte sie ihn zufällig entdeckt und wusste jetzt nicht genau, wie sie auf ihn reagieren sollte. Er würde ihr auch keine Zeit lassen, darüber nachzudenken.
Sein Blick richtete sich wieder auf seine Finger und ein verschmitztes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
"Was treibt ein hübsches Mädchen wie dich in eine Gegend wie diese?"
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Beitrag  Chian Sa Aug 31, 2013 2:38 pm

Sein Lachen verursachte ihr eine Gänsehaut. Sie fühlte sich herabgestuft, wie ein kleines Mädchen.
Mit misstrauischen Blick verfolge Chian, wie der Fremde in aller Seelenruhe einen Pfeil aus seinem Köcher zog und begann, sich die Fingernägel zu säubern. Beinahe hätte sie gelacht. Was für ein eingebildeter Mensch. Zumindest war er ein Mensch, soweit sie das in der Dämmerung erkennen konnte.
Chian fixierte den Fremden, musterte seine Statur und überlegte, wer im Zweifelsfall einen Kampf gewinnen würde. Er war dünn, aber dennoch stärker als sie selbst (was nicht schwer war), doch in der lockeren Position, die er eingenommen hatte, käme er nicht schnell genug an den Bogen, den er an seinen Rucksack befestigt hatte. Vermutlich hätte sie eine sehr realistische Chance, ihn zu töten, sollte er sie angreifen. Doch diesen Anschein machte der Fremde Mann nicht gerade.
Über den gespannten Bogen hinweg blickte sie ihm zum ersten Mal in die Augen. Er war alles andere als hässlich, auch wenn seine bleiche Haut sie abstieß - hier waren alle so blass, als hätten sie eine schwere Krankheit.
"Was treibt ein hübsches Mädchen wie dich in eine Gegend wie diese?"
Fast hätte sie gelächelt. Sie war an Komplimente gewöhnt, doch so lange hatte sie mit keinem Lebewesen mehr gesprochen... Genug, konzentriere dich!
"Nun, sicher nicht dieses grässliche Klima." Sie blickte kurz in die Ferne, wo Nebelschwaden den Wald verhängten. "Ich verstehe nicht, wie ihr es hier aushalten könnt. Es ist kalt, nass und undurchsichtig."
In so einem Wetter könnte man niemals richtig jagen.
"Doch wer bist du? Und warum bist du nicht in der Stadt, bei deinem Stamm, Mensch?" Chian betonte das letzte Wort bitter und mit Abscheu. Die einzigen Menschen, mit denen sie je zu tun gehabt hatte, waren jene, die ihr Heimatdorf vernichtet und ihre Familie getötet hatten.
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Beitrag  Tobit Sa Aug 31, 2013 5:13 pm

"Nun, sicher nicht dieses grässliche Klima."
Damit hatte er fest gerechnet; natürlich war sie nicht von hier.
"Ich verstehe nicht, wie ihr es hier aushalten könnt. Es ist kalt, nass und undurchsichtig."
Ansichtssache.
"Doch wer bist du? Und warum bist du nicht in der Stadt, bei deinem Stamm, Mensch?"
Nein, sie war definitiv nicht von hier. Der Tatsache nach zu schließen, dass sie das Wort "Mensch" aussprach, als wäre es eine abstoßende Krankheit, war sie auch keiner der Selbigen.
Er nahm sich einen Moment Zeit, um über ihre Fragen nachzudenken, während er das tat, hielt er in seiner, im Grunde relativ nutzlosen, Beschäftigung inne und ließ seinen Blick durch den Wald schweifen. Nach einigen Sekunden des Zögerns beschloss er zuerst auf ihre letzten beiden Fragen einzugehen.
"Mein Name" er warf ihr einen kurzen Blick zu "ist Tobit. Ich bin vermutlich aus demselben Grund nicht in der Stadt, wie du; dass die Wachen bei Einbruch der Dunkelheit die Stadttore schließen. Außerdem ist das nicht mein Stamm, ich bin alleine unterwegs; meine Familie habe ich schon vor Jahren verlassen." Mehr als das hatte er nicht vor von seiner Vergangenheit zu enthüllen. "Und was das Klima angeht, das ist größtenteils eine Sache der Gewohnheit... und der richtigen Ausrüstung."
Mit einem leisen Seufzen steckte er seinen Pfeil wieder in den Köcher zurück und sah sie an.
"Du kannst deinen Bogen jetzt übrigens weglegen, ich werde dir nichts tun, sofern du mich nicht angreifst."
Vorsichtig setzte er sich in seiner Astgabel zurecht und begann seine Decke aufzusammeln und sorgfältig zusammenzufalten, bevor er sie in seinen Rucksack packte. Dem Mädchen hinter ihm schenkte er währenddessen keine weitere Beachtung. Wenn sie noch etwas von ihm wollte, würde sie es schon sagen.
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Beitrag  Chian Sa Aug 31, 2013 5:27 pm

Chian beobachtete den Mann, wie er seine Sachen zusammensuchte und sie nach und nach in seinen Rucksack packte.
Irgendetwas an diesem Mann faszinierte Chian, auch wenn sie nicht verstand, was es war. Es war nicht das Aussehen, in ihrer alten Heimat hatten viele gut aussehende Männer um ihre Hand angehalten, sie war gegen äußere Erscheinungen immun. Nein, irgendetwas an ihm, das sie nicht zu erkennen vermochte, schien ihn anziehend zu machen. Chian verstand sich darauf, Leute auszuhorchen, doch irgendwie war sie bei diesem Fremdling nicht dazu bereit.
"Du kannst deinen Bogen jetzt übrigens weglegen..."
Sie lachte leise und senkte den Bogen ein klein wenig.
"Glaub mir, ich kann dich auch mit einem nicht gespannten Bogen schneller erschießen als du dich umdrehen kannst.", meinte sie leise. Es war keine Drohung oder Selbstlob. Es war eine einfache Tatsache. Niemand war ihrem Bogen bis jetzt entgangen.
Der Mann faltete seine Decke zusammen und packte sie in seine Tasche.
Wo willst du hin?, fragte Chian ruhig, wohl ahnend, dass dieser Fremde nicht unbedingt nach ihrer Gesellschaft gesucht hatte.
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Beitrag  Tobit So Sep 01, 2013 12:08 pm

"Glaub mir, ich kann dich auch mit einem nicht gespannten Bogen schneller erschießen als du dich umdrehen kannst."
Der absolut nüchterne Tonfall, mit dem sie das sagte beeindruckte ihn bei Weitem mehr, als die Aussage an sich. Dies war keine Übertreibung - zumindest aus ihrer Perspektive nicht. Dennoch machte er sich nicht einmal die Mühe, sich für seine Antwort zu ihr umzudrehen.
"Und ich kann dich davon abhalten das zu tun, ob du willst oder nicht." Auch das war ungelogen, allerdings hoffte er, dass er das nicht würde beweisen müssen.
Kurz kontrollierte er noch, ob auch ja alles an seinem Rucksack richtig befestigt war, dann drehte er sich wieder zu dem Mädchen um. Sie hatte ihren Bogen nicht weggelegt, was ihn nicht weiter wunderte.
"Wo willst du hin?" Tatsächlich wollte er nirgendwo hin, er wollte nur von diesem Baum herunter und sich einen neuen Schlafplatz suchen, aber das brauchte sie ja nicht zu wissen.
"Ich möchte in die Stadt, dort werde ich dann die Seelen von ein paar Kindern fressen." Sein verbittertes Lachen verursachte ihm Gänsehaut. Warum er das gerade gesagt hatte, war ihm nicht ganz klar. "Zumindest denkt meine Familie vermutlich, dass ich das tue. Ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, was ich vorhabe."
Sorgsam darauf bedacht, nicht nach unten zu sehen, kletterte er aus seiner Astgabel heraus und auf einen niedriger gelegenen Ast. Jetzt befand er sich nur noch etwas mehr als einen Meter über dem Boden; nachdem er den Boden unter dem Baum einige Sekunden lang begutachtet hatte, ließ er sich fallen.
Mit einem leichten Lächeln richtete er sich auf und wandte sich wieder dem Mädchen zu.
"Du kannst mich begleiten, wenn du willst, oder du tust es nicht, das ist dir überlassen."
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Beitrag  Chian So Sep 01, 2013 1:53 pm

"Und ich kann dich davon abhalten das zu tun, ob du willst oder nicht."
Seine Stimme klang ruhig, ebenso wie ihre ~ auch er war davon überzeugt, dass er die Wahrheit sprach. Nun, sie würde es sicher nicht ausprobieren.
Auf ihre Frage, wohin er wolle, antwortete er mit einem bitteren Lächeln: "Ich möchte in die Stadt, dort werde ich dann die Seelen von ein paar Kindern fressen. Zumindest denkt meine Familie vermutlich, dass ich das tue. Ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, was ich vorhabe." Irritiert lies Chian den Bogen sinken. Sie hatte mit vielem gerechnet, doch nicht mit solch einer Antwort. Sie wusste nicht, ob er scherzte, sie verschrecken wollte oder die Wahrheit sprach. Doch trotz dieses Unwissens musste sie über die Antwort lachen.
"Nun, von Seelen wirst du wohl nicht satt. Soweit ich weiß, müsst ihr Menschen euch von materiellen Dingen ernähren, wie wir."
Mit gemäßigtem Interesse beobachtete Chian, wie er sich langsam und darauf bedacht, nicht nach unten zu sehen, von seinem Baum quälte. Diese Art erinnerte sie nur zu sehr an ein Mädchen aus ihrem Heimatdorf, dem sie das Jagen hatte beibringen sollen.
"Du kannst mich begleiten, wenn du willst, oder du tust es nicht, das ist dir überlassen."
Leichtfüßig sprang sie von ihrem Baum und grinste ihn an. "Du hast Angst vor Höhen." Wieder eine Feststellung.
Sie sah sich im Wald um, soweit das der Nebel zuließ und wandte sich dann anschließend wieder an ihren neuen Gefährten.
Sie vertraute dem Fremden nicht. Es fiel ihr schwer, irgendjemandem zu vertrauen und einem Menschen sowieso nicht. Doch wenn sie die Wahl hatte: Alleine in einem Fremden Wald oder mit jemandem, der sich auskannte, so war das letzte eindeutig die Wahl, die größere Chancen bot.
"Ich komme mit. Also, wohin willst du gehen?"
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Beitrag  Tobit Mo Sep 02, 2013 6:45 pm

Sie lachte. Nun, zumindest griff sie ihn nicht an, das war doch immerhin etwas.
"Nun, von Seelen wirst du wohl nicht satt. Soweit ich weiß, müsst ihr Menschen euch von materiellen Dingen ernähren, wie wir."
Da hatte sie absolut Recht; seine Aussage war ja nicht einmal ernst gemeint gewesen. Dennoch ließ er ihre Antwort unkommentiert, genau wie sie zunächst seine Frage.
Es war kein Neid, mit dem er beobachtete, wie sie problemlos von ihrem Baum herunter sprang, mehr eine Art flüchtiges Bedauern. Das Mädchen kurz darauf lächeln zu sehen, freute ihn ungemein, ihre darauffolgende Feststellung allerdings weniger.
"Du hast Angst vor Höhen." Allerdings. Woran genau das lag, wusste er nicht, es war einfach so.
Da ihre Aussage keine Frage gewesen war, sondern eine Feststellung, ließ er auch sie unbeantwortet. Wenn sie eine Antwort von ihm wollte, würde sie nachhaken, dem war er sich sicher.
"Ich komme mit. Also, wohin willst du gehen?" Das wiederum war nicht nur eine Frage, sondern auch noch eine verdammt gute und weil er keinen Grund sah, sie diesbezüglich anzulügen, sagte er ihr einfach die Wahrheit.
"Ich möchte nirgendwo hingehen. Im Moment warte ich eigentlich nur auf den Sonnenaufgang, damit die Tore der Stadt wieder geöffnet werden. Was ich in der Stadt will, werde ich mir überlegen, sobald ich dort bin."
Also hatte er jetzt eine Gefährtin. Vorerst zumindest; sie schien ihm nicht so ganz über den Weg zu trauen, was er ihr aber nicht wirklich verübeln konnte. Wenn er ehrlich war, musste er sich eingestehen, dass er ihr ebenso wenig traute, er ließ es sich nur nicht so offen anmerken, wie sie es tat.
Aber jetzt gerade sollten sie wohl beide das Beste aus der Situation machen.
"Ich habe dir meinen Namen verraten." Er lächelte sie an. "Wärest du auch so freundlich mir deinen zu nennen?" Im Grunde machte er sich nicht viel aus Namen, andererseits wollte er sie auch nicht immer nur mit "du" anreden.
Kurz musterte er sie noch einmal. "Die Kleider die du trägst, sehen nicht aus, als wären sie für das Klima dieses Landes geeignet." Das war nicht gelogen; ihr Gewand hatte etwas exotisches, wie eigentlich alles an ihr, dennoch schien der Stoff zu leicht für das kalte, nasse Wetter Norwegens. Immer noch lächelnd streckte er ihr seine Hand entgegen. "Wenn du zu mir herkommst, kann ich dir was das angeht vielleicht etwas Gutes tun."
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Beitrag  Chian Di Sep 03, 2013 4:32 am

"Ich möchte nirgendwo hingehen. Im Moment warte ich eigentlich nur auf den Sonnenaufgang, damit die Tore der Stadt wieder geöffnet werden. Was ich in der Stadt will, werde ich mir überlegen, sobald ich dort bin."
Chian seufzte frustriert. Also hatte Tobit ebenfalls keine Ahnung, was sie nun tun sollten. Das versprach eine äußerst gemütliche Nacht zu werden.
Er schien ihr mehr zu vertrauen als sie ihm, doch irgendetwas riet Chian, nicht darauf einzugehen. Bisher war sie jedesmal für ihr Vertrauen bestraft worden.
"Ich habe dir meinen Namen verraten. Wärest du auch so freundlich mir deinen zu nennen?" Sein lächeln schien ehrlich, freundlich. Alles in Chian strebte danach, sich diesem Fremden anzuvertrauen, ihm einfach alles zu erzählen, endlich diese Last los zu werden. Doch das würde sie niemals zulassen.
"Chian." Kurz und knapp. Die wenigen Leute hier, die sie hier nach ihrem Namen gefragt hatten, hielten "Chian" am Anfang für einen Scherz. Dieser Kehlige Laut am Anfang, die merkwürdige Aussprache... so etwas konnte doch nie und nimmer ein Name sein. Die Fremde musste sie auf den Arm nehmen.
Ihre Gedanken wurden erneut von Tobit unterbrochen: "Die Kleider die du trägst, sehen nicht aus, als wären sie für das Klima dieses Landes geeignet. Wenn du zu mir herkommst, kann ich dir was das angeht vielleicht etwas Gutes tun." Er musterte sie langsam, dann streckte er ihr die Hand entgegen.
Mit starrem Blick starrte sie ihn an. Diese Geste hatte etwas vertrauliches, doch die Worte dazu klangen unglaublich gefährlich in ihren Ohren. Was im Namen der Götter hatte dieser Mann vor...? Sie wusste nicht, wie lange sie in das Gesicht des Fremden gestarrt hatte, doch schließlich legte sie die eine Hand an ihren Dolch, eine unmissverständliche Geste, und die andere Hand langsam und zögernd in die Seine. "Ich warne dich, Tobit."
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Beitrag  Tobit Do Sep 05, 2013 7:04 pm

Sie wirkte nicht, als würde sie ihm auch nur ein klein wenig vertrauen, was ihn durchaus ärgerte. Zwar konnte er durchaus verstehen, dass sie ihm Misstraute, aber er hatte nicht vor, ihr etwas zu tun und es war ihm noch nie schwer gefallen, das Leuten glaubhaft zu machen. Aber immerhin ging sie auf sein Angebot ein - ihre Finger waren eiskalt, genau wie er es erwartet hatte - wenn auch zögerlich und mit einer unmissverständlichen Warnung.
"Wovor willst du mich warnen? Vor dir?" sanft, aber bestimmt zog er sie bis auf Armeslänge an sich heran und griff mit der freien Hand in seinen Rucksack, während er weiterredete. "Versteh mich nicht falsch, ich zweifle nicht im mindesten an deinen Fähigkeiten, aber das ändert nichts an der Tatsache..." Seine Finger fanden etwas, tief in seinem Rucksack und er zog daran. "... dass ich keine Angst vor dir habe und voraussichtlich auch niemals haben werde. Na bitte..." Er zog etwas aus seinem Rucksack, bestehend aus Stoff, so schwarz wie die Nacht und kunstvoll mit Silbernem Faden bestickt. Wieso genau er diesen Gegenstand mit sich herumtrug wusste er nicht, er hatte ihn in einer Stadt, weiter im Osten entdeckt und spontan beschlossen, ihn mitzunehmen.
Einen kurzen Augenblick lang zögerte er, blickte das Mädchen an und suchte nach Anzeichen dafür, dass sie sich zur Wehr setzen würde, dann ließ er ihre Hand los und legte ihr den Mantel um die Schultern. Der Stoff war schwerer als der des Gewandes das sie trug, aber die Qualität war ausgezeichnet und die Machart war erst seit etwas mehr als einem Jahr bekannt. Derartige Mäntel trugen eigentlich nur reiche Damen; sie hielten nicht nur die Kälte und den Wind ab, sondern speicherten auch noch die Körperwärme, sodass sie einen auch noch im tiefsten der tiefen Winter warm halten konnten. Eigentlich fand er nicht viel an derartigen Mänteln; alle waren sie reich verziert und damit für seinen Geschmack zu protzig, aber dieser hier hatte ihm gefallen, er war um ein vielfaches schlichter, komplett schwarz - meist hatten sie irgendwelche unnötig grellen Farben - und mit einem wunderschönen silbernen Muster darauf. Der Verkäufer, der den Mantel angeboten hatte, hatte ihm erzählt, dass die Tochter des Schneiders, der seine Mäntel fertigte, ihn genäht hatte, nachdem sie ihren Vater einige Male beobachtet hatte, wie er an diesen Kleidungsstücken arbeitete. Als man sie gefragt hatte, was sie auf diese Idee gebracht hatte, hatte das taube Mädchen geantwortet, sie habe sich vorgestellt, wie der Klang von Wasser aussehen müsste...
"Pass gut darauf auf, so einen wirst du vermutlich nie wieder bekommen, wenn du diesen hier verlierst."
Er machte einen Schritt zurück und begutachtete sie sorgfältig. Der Mantel schien wie für sie gemacht; er reichte nicht ganz bis zu ihren Knöcheln und die Ärmel dürften gerade lang genug sein, dass sie sie nicht behinderten, ihr aber die Möglichkeit boten, ihre Hände in den Schutz des Stoffes zu ziehen, wenn sie wollte. Er hoffte inständig, dass sie sich freuen würde. Allerdings wirkte sie so exotisch, er war sich alles andere als sicher, ob die gedämpften, winterlichen Farben, die er so sehr mochte, ihr gefallen würden.
Sie wirkte wirklich exotisch, auch ihr Name hatte etwas wahnsinnig ungewohntes.
"Chian..." jetzt war er nachdenklich geworden "Einen derartigen Namen habe ich noch nie gehört... Wenn ich das fragen darf, woher kommst du?"
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Beitrag  Chian So Sep 08, 2013 3:24 pm

Ihr Körper erstarrte kurz, als seine Hand ihre Schulter berührte, doch dann spürte sie die Wärme des Umhangs sanft über ihren Körper fließen. Sie öffnete die Augen und betrachtete das Kleidungsstück näher. Kurz stockte ihr der Atem, als sie die sanften, silbernen Stickereien auf dem schwarzen Untergrund erblickte. Er war so wunderschön. Zuhause hätte dieser Mantel nichts genutzt, zu warm, zu dunkel, zu schlicht. Doch hier... hier wirkte er wie ein Zauber. Lange Zeit verlor sie sich im Anblick des Mantels... er hatte etwas von Wasser. Gleichzeitig erinnerte sie die silberne Stickerei an dieses kalte weise zeug ~ Schnee, wie ihr ihre Mutter erklärt hatte ~ dass es zu Hause nie gegeben hatte.
Sanft fuhr sie über den Stoff der Ärmel. Es war perfekt. So viel besser als ihr eigenes Gewand, dass in diesem Klima nicht wirklich etwas taugte. Vorsichtig schloss sie den Mantel und zog ihre Hände dann in die schützende Wärme der Ärmel zurück. "Danke, Tobit", murmelte Chian leise, "Er ist perfekt."
"Chian..." Tobits Stimme riss sie aus ihren Gedanken. "Einen derartigen Namen habe ich noch nie gehört... Wenn ich das fragen darf, woher kommst du?"
Zögernd blickte sie zu ihm auf... Wie sollte sie erklären, woher sie kam, ohne zu viel von sich zu verraten? Konnte sie diesem Menschen vertrauen?
Vielleicht war es sein wirklich interessierter Blick, vielleicht die Wärme des Mantels, die sie unvorsichtig machten. Oder vielleicht wollte sie sich einfach endlich einem Anderen anvertrauen.
"Ich komme aus... ich weiß nicht, wie es in eurer Sprache heißt. Wir nennen es "Sharyd"... Es ist warm dort. Immer, selbst wenn es regnet. Es wird niemals kalt, auch nachts nicht. Die Bäume dort sind anders. Sie sind alt. Sie sind unglaublich hoch, dass man nie an ihre Spitze sehen kann. Sie sind so dick, dass keine zwei Männer sie umfassen könnten. Sie sind überall. Sie leben in Eintracht mit den Tieren und Pflanzen dort. Es gibt dort nichts, was nicht einen Platz in der Natur hat. Die Tiere, sie sind so anders als hier. Gefährlicher, aber doch so unendlich schön. Bunt, groß und... wild. Alles dort ist wild. Wir haben dort Katzen, fast so groß wie Pferde, sie sind gestreift, gepunktet oder nachtschwarz. Die Vögel dort singen immer... und so viel schöner als die euren. Man ist frei. Es gibt nicht diese abgesteckten Städte und Dörfer. Nicht diese eiskalten Flüsse, in denen kleine mickrige Fische schwimmen. Wir haben dort Tiere, sie sehen aus wie Fische, sind es aber nicht, wie es scheint. Oft springen sie durch den Fluss, sie spielen, und ab und zu kommen sie zu uns, um mit uns zu spielen."
Chian blickte inzwischen durch Tobit hindurch, sie hatte völlig vergessen, dass er ihr zuhörte. Sie hatte ihre Vorsicht fallen lassen. Sie war in ihrem Geiste bereits wieder in der Heimat.
"Die Tiere und Menschen dort leben in Eintracht. Wir nehmen nur, was wir brauchen. Und deshalb greifen uns die Raubtiere so gut wie nie an. Sie haben genügend andere Beute. Die Wälder dort, sie sind viel dichter als hier. Auch wenn die Sonne zuhause viel stärker strahlt, so wird man doch selten von ihr geblendet... Die Bäume bilden eine Art "Schutz", eine Decke. Nur ab und zu brechen ein paar Strahlen hindurch und tauchen den Wald in Licht...
Zuhause, da haben uns die Menschen nie bemerkt. Sie wussten nicht, dass wir Elfen existieren. Und wir, wir hatten keinen Grund, mit ihnen in Verbindung zu treten. Aber dann..."

Abrupt brach Chian ab. Mit schreckgeweiteten Augen sah sie zu Tobit hoch. Warum hatte sie diesem Fremden so viel erzählt?
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Beitrag  Tobit Fr Nov 15, 2013 1:00 pm

Sie mochte den Mantel - natürlich mochte sie ihn - was Tobit ungemein freute, teils weil er es mochte, wenn andere sich freuten, teils weil er eine sinnvolle Verwendung für ihn gefunden hatte.
Ihren Dank nahm er wortlos hin. Natürlich war er perfekt, das war auch sein erster Gedanke gewesen, als er ihn gesehen hatte, sonst hätte er ihn gar nicht erst mitgenommen.
Und dann begann sie zu erzählen. Der Ort von dem sie sprach, wirkte so unwirklich, so undenkbar und auch, wenn sie ihn wie den Himmel auf Erden beschrieb, war ihm irgendwie bewusst, dass er diesen Ort nicht mögen würde; er passte nicht zu ihm. Aber so surreal wie ihre Erzählung auch klingen möchte, aus ihrem Mund klang es absolut glaubwürdig. Man musste sie nur ansehen, um zu wissen, dass sie hier fremd war. Tatsächlich wirkte sie, als käme sie von so weit her, dass er ihr weniger geglaubt hätte, hätte sie behauptet, sie sei aus Skandinavien.
Dann sagte sie etwas, dass ihn aufhorchen lies. “Sie wussten nicht, dass wir Elfen existieren.” Sie war also eine Elfe. Selbstverständlich war sie kein Mensch, das hatte sie bereits mehrmals angedeutet, aber von Elfen hatte er bis jetzt nur wage Erzählungen gehört...
Auf einmal brach sie ab, starrte ihn schockiert an, als hätte sie ihm unbeabsichtigt viel zu viel erzählt. Hatte sie das? Er vermochte das im Moment nicht einzuschätzen und um ehrlich zu sein war es ihm relativ gleich; mit dem, was sie erzählt hatte konnte er so oder so nicht sonderlich viel anfangen.
Aus Gründen, die ihm nicht ganz ersichtlich waren, musste er lächeln. Entweder, sie überschätzte die Auswirkungen, die das was sie ihm gerade gesagt hatte haben könnten bei weitem, oder sie war eigentlich von Natur aus niemand, der gerne über die eigene Vergangenheit redete - genau wie er - und das gefiel ihm.
Warum dieses Misstrauen? Wenn es eines gibt, das ich dir versprechen kann, dann ist das, dass du vor beinahe jedem, dem du hierzulande begegnest, mehr Angst haben musst, als vor mir und sein wir mal ehrlich; wenn ich Informationen aus dir hätte herausbekommen wollen, hätte ich das ganz anders angestellt.” Er lachte. “Von mir aus kannst du mich auch gerne nach meiner Vergangenheit fragen, wenn es dir dann besser geht, aber nicht jetzt; jetzt sollten wir erst einmal sehen, dass wir -” Mit einem Mal, war es aus mit der Stille des Waldes. Ein Schrei, lauter als alles, was er bisher gehört hatte, schallte durch den Wald. Er fuhr zusammen und seine Hände schnellten an seine Ohren, als der schrille Ton einen stechenden Schmerz durch seinen Kopf schickte. Der Schrei hielt vielleicht eine Sekunde an, dann herrschte wieder Stille.
Langsam nahm er seine Hände wieder herunter und einen Moment lang war er sprachlos, sein Blick ziellos in den Wald gerichtet und er versuchte zu begreifen, was gerade passiert war. Dann schüttelte er den Kopf und sah er wieder Chian an. “Das ist mir noch nie passiert…
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Der Wald Empty Re: Der Wald

Beitrag  Chian Sa Nov 16, 2013 8:55 am

Aus ihren Gedanken gerissen blickte sie Tobit misstrauisch, ja, fast schon wütend, an, doch der wirkte eher amüsiert.
“Warum dieses Misstrauen? Wenn es eines gibt, das ich dir versprechen kann, dann ist das, dass du vor beinahe jedem, dem du hierzulande begegnest, mehr Angst haben musst, als vor mir und sein wir mal ehrlich; wenn ich Informationen aus dir hätte herausbekommen wollen, hätte ich das ganz anders angestellt.” Chian musterte Tobit, gab ihm in ihrem tiefsten Innerern allerdings recht.  Auch wenn er harmlos aussah – wäre er wirklich so unschuldig, hätte er in dieser grässlichen Umgebung sicher nicht lange überlebt. Und hätte vor ihr als Fremden sicher auch Angst gehabt. “Von mir aus kannst du mich auch gerne nach meiner Vergangenheit fragen, wenn es dir dann besser geht, aber nicht jetzt; jetzt sollten wir erst einmal sehen, dass wir -”
Ein plötzlicher Schrei ertönte und Chian wirbelte um ihre eigene Achse, verzweifelt nach der Ursache Ausschau haltend. Ihr Körper wurde von einer Gänsehaut geschüttelt und ihr Herz schlug auf einmal mindestens doppelt so schnell.
 “Das ist mir noch nie passiert…”
Sie starrte Tobit an, der vorsichtig die Hände von seinen Ohren nahm und sich umblickte.
Chian wünschte sich, sie hätte es ihm gleich getan. Der grausame Schrei hallte in ihrem Kopf nach, als wäre er darin gefangen und suche verzweifelt einen Ausweg, der verschlossen war.
„Was.. Was im Namen der Wassergöttin war das denn?“ Ihre Stimme klang gebrochen, heißer und verängstigt. Normalerweise hätte sie das unglaublich geärgert – sie wollte sich niemals schwach zeigen. Doch dies war offensichtlich nicht der richtige Augenblick, um Stärke zu simulieren.
Sie blickte ihrem Gefährten in die Augen und sah darin die eigene Verwirrung und auch die gewisse Furcht wiedergespiegelt.
„War das ein Tier? Solch schreckliche Laute habe ich noch nie gehört..“
Unbewusst wanderte Chians Hand zu ihrem Dolch. Doch das war Schwachsinn. Was auch immer solch einen Schrei ausstoßen konnte, das würde gewiss nicht durch einen Dolch getötet werden können.
Sie holte einmal zitternd Luft, dann versuchte sie, einen klaren Gedanken zu fassen.
"Was auch immer das ist - wenn es auf dem Weg zu uns wäre das ziemlich... schlecht, oder?"
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Der Wald Empty Re: Der Wald

Beitrag  Tobit Sa Nov 16, 2013 5:53 pm

"Was.. Was im Namen der Wassergöttin war das denn?"
Zumindest wirkte sie, als wäre sie genauso verwirrt wie er... oder sogar noch ein bisschen mehr. Aber da war noch etwas anderes, das in ihrer Stimme mitschwang; sie war verängstigt, was ihm glücklicherweise dadurch mehr oder weniger erspart blieb, dass er das soeben geschehene zumindest ungefähr einordnen konnte.
"War das ein Tier? Solch schreckliche Laute habe ich noch nie gehört.." Während er überlegte, welche Erklärung für die gegebene Situation die logischste war, beobachtete er, wie ihre Hand zu ihrem Dolch wanderte...
"Was auch immer das ist - wenn es auf dem Weg zu uns wäre das ziemlich... schlecht, oder?"
Einen kurzen Moment brauchte er noch, um seine Gedanken in Worte zu fassen.
"Ich glaube nicht, dass das ein Tier war..." Seine Stimme war ruhig und bedacht, er sprach langsam; immer noch überlegte er, wie er das geschehene interprätieren sollte. "Es gibt bestimmt Tiere, die derartige Geräusche machen, aber meines Wissens nach nicht hier. Viel wahrscheinlicher ist, dass dieser Schrei magischen Ursprungs war, was heißt, dass wir es mit einem Magier zu tun haben..." So langsam bewies er wieder einmal, wieso es durchaus sinnvoll war, wenn er beim Nachdenken Selbstgespräche führte; auf einmal wirkte alles viel logischer.
"Wenn ich das gerade nicht ganz falsch einschätze, kam er außerdem aus der Stadt, was bedeutet, dass damit auf etwas dort abgezielt wurde; höchstwahrscheinlich weiß dieser Magier nicht einmal, dass wir hier sind, das heißt wir dürften nicht in Gefahr sein..." Wieder richtete er seine Aufmerksamkeit auf sie. "Kannst du mir so weit folgen?"
Ohne auf ihre Antwort zu warten, redete er einfach weiter. "Jetzt stellt sich die Frage, ignorieren wir das was passiert ist einfach, oder gehen wir der Sache nach?"
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Beitrag  Chian Mo Nov 18, 2013 1:12 pm

"Ich glaube nicht, dass das ein Tier war..."
Chian seufzte tief und sah ihn an, nicht sicher, ob sie die nächsten Worte überhaupt hören wollte.
"Es gibt bestimmt Tiere, die derartige Geräusche machen, aber meines Wissens nach nicht hier. Viel wahrscheinlicher ist, dass dieser Schrei magischen Ursprungs war, was heißt, dass wir es mit einem Magier zu tun haben..."
Der Gedanke daran, dass ein Tier so schreien könnte verursachte ihr eine Gänsehaut.
"Wenn ich das gerade nicht ganz falsch einschätze, kam er außerdem aus der Stadt, was bedeutet, dass damit auf etwas dort abgezielt wurde; höchstwahrscheinlich weiß dieser Magier nicht einmal, dass wir hier sind, das heißt wir dürften nicht in Gefahr sein..." 
Dann endlich sagte er die Worte, die sie erwartete und zugleich fürchtete:
"Jetzt stellt sich die Frage, ignorieren wir das was passiert ist einfach, oder gehen wir der Sache nach?"
Chian biss sich auf die Lippe, bis sie Blut schmeckte. Sie wollte nicht feige sein. Sie wollte wissen, was so schreien konnte. Sie wollte Gewissheit haben. Doch vor allem wollte sie nicht damit enden, genau so grässlich zu schreien wie dieses Wesen.
„Ein Magier, eh? Warum sollte er oder sie so ein Theater veranstalten? Sicher nur, um etwas zu verschrecken. Oder glaubst du, jemand schreit für sich selber so herum?“
Chian blickte zweifelnd in die Richtung des Geräusches dann seufzte sie noch einmal und sah ihrem Begleiter ins Gesicht.
„Ich möchte wissen, was das war. Wenn es sich verteidigen wollte, dann möchte ich wissen, was da auf mich... uns wartet. Und wenn es seinen Angreifer besiegt hat, dann will ich dieses Wesen sehen, dass so mächtige Laute von sich geben kann.“
Sie atmete einmal tief durch, rückte ihren Bogen zurecht und überprüfte den Dolch an ihrem Gürtel. In ihr verbreitete sich das geliebte Gefühl, alles von außen betrachten zu können. Emotionslos. Taktisch. Ein Faktor, der ihr bis hier geholfen hatte zu überleben.
„Wenn es ein Magier ist, dann bin ich aufgeschmissen. Mein Elfenblut verleiht mir zwar eine gewisse Resistenz gegen Natur-belassene Zauber, aber gegen alles andere komme ich mit Messer und Bogen nicht an. Und wie steht's mit dir?“
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Beitrag  Tobit Mo Nov 18, 2013 4:06 pm

Die offensichtliche Unentschlossenheit in ihrem Blick hatte etwas ausgesprochen Interessantes, auch wenn ihm der Schimmer des Blutes an ihrer Lippe überhaupt nicht gefiel...
"Ein Magier, eh? Warum sollte er oder sie so ein Theater veranstalten? Sicher nur, um etwas zu verschrecken. Oder glaubst du, jemand schreit für sich selber so herum?" Ihm waren durchaus schon wahnsinnig merkwürdige Personen begegnet, denen er derartigen Schwachsinn auch zutraute aber er rechnete nicht einmal ansatzweise damit, eine davon hier zu treffen.
"Ich möchte wissen, was das war. Wenn es sich verteidigen wollte, dann möchte ich wissen, was da auf mich... uns wartet. Und wenn es seinen Angreifer besiegt hat, dann will ich dieses Wesen sehen, dass so mächtige Laute von sich geben kann."
Er nickte. Auf diese Antwort hatte er gehofft; dem konnte er sich nur anschließen. Geduldig beobachtete er, wie Chian sich selbst beruhigte und ihre Sachen zurechtrückte.
"Wenn es ein Magier ist, dann bin ich aufgeschmissen. Mein Elfenblut verleiht mir zwar eine gewisse Resistenz gegen Natur-belassene Zauber, aber gegen alles andere komme ich mit Messer und Bogen nicht an. Und wie steht's mit dir?"
Ein kurzes, sarkastisches Lachen entglitt ihm, bevor er sich zusammenreißen konnte.
"Ich halte mich was das angeht durchaus nicht für wehrlos, allerdings wage ich an meinen Chancen, was die Konfrontation mit einem echten Magier angeht, zu zweifeln, dafür mangelt es mir nämlich sowohl an Erfahrung, als auch an Stärke."
Das war ungelogen; zwar hatte er im Laufe der Zeit einiges an Erfahrungen gesammelt, aber um ein Magier zu werden, musste man eine jahrelange Ausbildung durchlaufen, von dem mächtigen magischen Talent, dass man besitzen musste, um überhaupt in den Orden aufgenommen zu werden einmal ganz abgesehen. Sollten sie einem Magier, oder sogar - gnade ihnen Gott - einem Magus begegnen und sollte er beschließen, sich gegen sie zu wenden, dann waren ihre Chancen gleich Null.
Bevor er sich selbst noch mehr entmutigen konnte, rückte er seinen Rucksack zurecht und lächelte seine neue Begleiterin an.
"Wie dem auch sei, wir sollten uns auf den Weg machen, bevor wir hier noch Wurzeln schlagen."
Mit diesen Worten drehte er sich um und begann sich gezielt seinen Weg durch den Wald, auf die Stadt zu zu suchen.
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Der Wald Empty Re: Der Wald

Beitrag  Chian Di Feb 11, 2014 12:09 pm

"Ich halte mich was das angeht durchaus nicht für wehrlos, allerdings wage ich an meinen Chancen, was die Konfrontation mit einem echten Magier angeht, zu zweifeln, dafür mangelt es mir nämlich sowohl an Erfahrung, als auch an Stärke."
Chian schnaubte leise, hielt ihre Gedanken aber für sich. Ihrer Meinung nach hatte Magie nichts mit Stärke zu tun. Magier waren für sie Leute, die zu ungeschickt waren, um "richtig" zu kämpfen. Doch da ihr Begleiter sich offensichtlich dieser Methode verschrieben hatte, hielt sie den Mund.
"Wie dem auch sei, wir sollten uns auf den Weg machen, bevor wir hier noch Wurzeln schlagen."
Sie nickte und lief dann leicht neben ihm hinterher, wobei sie bemerkte, dass er für einen Menschen zwar recht leise gehen konnte, man seine Schritte aber dennoch deutlich lauter hörte als die Ihren. Langsam begann dieser Mann sie zu faszinieren, obwohl sie nicht genau wusste, warum.
"Sag... Wie kommt es, dass du hier im Wald bist? Ich glaube kaum, dass du in der Natur aufgewachsen bist..." Sie grinste verhalten, als sie sich vorstellte, wie der Fremde in ihren Heimatwäldern überleben würde. Eher gesagt - wie schnell er wohl sterben würde.
Sie tat sich wirklich schwer, diesen Menschen einzuordnen. Er schien nicht auf Elfen herabzusehen, wie es die menschlichen bei ihr zu Hause taten. Doch offensichtlich war er trotz seiner vorherigen Selbstkritik doch sehr von sich überzeugt, was ihn direkt sympatischer machte. Chian mochte Leute, die die eigenen Fähigkeiten realistisch einschätzen konnten. Wenn man die eigenen Handlungen immer runterspielte, so hatte man die Chance, Chians Freund zu werden bereits verspielt. Und für Prahler hatte sie nicht mehr als Spott und Verachtung übrig.
Als sie an einem kleinen, klaren Bach vorbeikamen, fasste sie ihren Begleiter am Arm und bedeutete ihm, stehen zu bleiben.
"Bitte, warte kurz. Ich brauche neues Wasser." Sie holte einen Lederschlauch aus ihrem Beutel, der bereits bessere Tage gesehen hatte, musterte ihn seufzend und drückte ihn dann mit der Öffnung unter die glitzernde Wasseroberfläche. Sie würde bald einen neuen kaufen müssen. Doch dafür brauchte sie Geld.
Nachdem sie ihre Vorräte aufgefrischt hatte, band sie sich ihren Beutel wieder um die Hüfte und nickte Tobit zu. Zügig liefen sie weiter.
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